Urania 70 – Geschichte

Die „Continental – Projektion GmbH“ Bremen beauftragte 1913 den halleschen Architekten Paul Grempler, der ebenfalls mit der Architektur des „Passage-Theaters“ beauftragt war, mit der Projektierung eines „Astoria Lichtspielhauses“ in Halle an der Ecke Kleine Ulrichstrasse / Alte Promenade.

Der Neubau entstand auf dem Gelände der ehemaligen Universitätsreitbahn. Zeitzeugen sprechen von schlichter Schönheit des Neubaus, der in stimmiger Symbiose zum benachbarten Jugendstilhaus und einem gegenüberliegenden Eckneubau von Café David zu einem großen Ensemble beitrug.

Das „Astoria Lichtspielhaus“ öffnete am Freitag, dem 16.10.1914, dem Publikum seine breiten Pforten – mit rund 1000 Sitzplätzen im Zuschauerraum. Beschrieben wurden die geräumige Vorhalle mit einem Springbrunnen des Halleschen Bildhauers Frit Mänicke, und die imposante breite Treppe zum Rang und den Logen. Der Vorführraum mit Ernemann-Vorführapparaten galt als absolut feuersicher.

Das Eröffnungsprogramm war, so wenige Wochen nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, sehr militärorientiert mit kriegsbegeisternder Tendenz. Ein Teil der Einnahmen des ausverkauften Hauses ging an die Kriegshilfe für die Hinterbliebenen gefallener Soldaten.

Betreibergesellschaft dieses neuen Kinos als auch des „Passage-Theaters“ war die Bremer Lichtspielhausgesellschaft. Die gemeinsamen Programmanzeigen erschienen unter der Rubrik „Vereinigte Lichtspielhäuser“ und wurden mit dem Logo U.T. markiert.

Die Programme wurden den Zeichen der Kriegszeiten und der Zensurverordnung von 1914 angepasst. Ab Oktober 1914 erschien die „Messter-Woche“ als zweite regelmäßige Wochenschau „mit den neuesten Bildern vom Kriegsschauplatz“.

  • 1915 wird die „Astoria Theater“ als Grundstückseigentümer ernannt.
  • 1925 wurde das Kino durch die Ufa übernommen. Es erhielt einen neuen Namen, das Ufa-Theater Alte Promenade, und gleich noch eine exzentrische Farbfassung.
  • ab 1947 blieb das Kino mehrere Jahre in der Nachkriegszeit für die Bevölkerung geschlossen. Es war ein spezielles Kino für sowjetische Offiziere und Militärangehörige.
  • Im Jahr 1953 wurde dieses Kino mit dem neuen Namen „Theater der Freundschaft“ als „Geschenk unserer sowjetischen Freunde“ an die Hallenser übergeben. Die DEFA übernahm das Kino und eröffnete am 20.11.1953 als „Theater der Freundschaft“ eines der Tageskinos in Halle mit 917 Plätzen. Um auch den Werktätigen, die in Nacht- und Spätschichten arbeiten, den Besuch der neuesten Filme zu ermöglichen, begannen die Programme schon ab 10:30 Uhr. Zur Eröffnung wurde der Sportfarbfilm „Olympiade Helsinki“ erstaufgeführt.
  • Bereits sechs Jahre später galt es als das modernste Kino der DDR, da es nun 4-Kanal-Magnet-Tonfilme abspielen konnte.
  • 10 Jahre danach, 1968, war der Umbau für den neuesten filmtechnischen Schrei, dem Abspielen von 70-Millimeter-Bändern, durch Architekten Heinz Kottke abgeschlossen. Die 70-Millimieter-Filme, für die vom VEB Pentacon Dresden die gesamten technischen Anlagen, einschließlich dem Projektor „UP 700“, installiert werden, laufen über eine 14 Meter breite und 7 Meter hohe Leinwand. Desweiteren wurde der Kassenraum und das Foyer neu gestaltet. Alles großezügiger und moderner. Im Foyer wurden geschmackvolle Glaswände vorgesehen, die von Hannes Wagner von der Hochschule für industrielle Formgestaltung Burg Giebichenstein entworfen worden. Die umfangreichen Umbauarbeiten nahmen insgesamt rund 1,5 Millionen Mark in Anspruch. Wohl auf das neue Jahrzehnt verweisend, nannte man das Kino fortan „URANIA 70“.
  • Ein neues Kapitel Filmgeschichte wurde im Urania in den achtziger Jahren mit dem 3-D-Filmen aufgeschlagen, bei dem der Zuschauer mit der Eintrittskarte auch eine Brille ausgehändigt bekam
  • Seit 1991 gehörte das Kino wieder der Ufa und bis 1994 gab es noch Hoffnung, dass das Haus saniert würde.
  • Im Januar 1997 wurde das Kino quasi über Nacht geschlossen
  • Im September 2002 wurde das Urania70 an den heutigen Besitzer, René Lorenz, übergeben. Es begann endlich die Innensanierung unter Mitwirkung des Halleschen Architekten Gerd Westermann.
  • 15.05.2003 wurde die legendäre Musikkneipe „Flower Power“ eröffnet.
  • Von 2008 bis 2011 wurde die Außenfassade denkmalgerecht saniert und erstrahlt seitdem in neuem Glanz
  • Im September 2016 eröffneten Lukas Röse und Maximilian Leißring im ehemaligen Eingangsfoyer ihre „Bierkanzlei“. Diese „Kanzlei“ entwickelte sich binnen kürzester Zeit zu einem einmaligen Craftbeerstore in Halle mit über 400 Sorten Craftbeer aus aller Welt, Limonaden und Ciders zum Kaufen, Verschenken oder zum einfach vor Ort Schlemmen und Genießen
  • Ein Jahr später, im November 2017 öffnete das „Odeon“, ein modernes griechisches Restaurant mit großem Freisitz der Betreiber Rapush Vrapi und Georgios Zacharias ihre Pforten im gesamten westlichen Bereich des Erdgeschosses des Urania70. Auf über 150 Sitzplätzen können die Gäste nunmehr mit leckeren griechisch-mediterranen Gerichten gesellige Stunden verbringen.
  • Im Dezember 2017, nach mehr als 14 Jahren, wandelte sich das „Flowerpower“, ein Jahr Umbau des Untergeschosses waren vergangen, zur neuen Tanzbar „Flower 2.0“ und zog in den gastronomisch erschlossenen „Untergrund“ bzw. das „Souterrain“ des Urania70.
  • Ab Dezember 2017 vergrößert sich dann die „Bierkanzlei“ und übernimmt einen großen Bereich des ehemaligen Flowerpowers, um Platz für mehr Verkaufsfläche und einen mittlerweile notwendigen Seminarraum zu schaffen.
  • 01.06.2018 eröffnen die Betreiber der Bierkanzlei auf der letzten verbliebenen EG-Mietfläche einen Imbiss. Jetzt versorgt „Das Gericht“ mittlerweile alle vom „Mittagstischler“ bis zum „Nachtschwärmer“ aus dem Flower 2.0 mit kleinen Imbissleckereien.

Das Urania70 ist heute der vielfältigste Veranstaltungsort im Herzen der Stadt Halle. Nur im Urania70 können Sie ab 11 Uhr einen griechischen Mittagstisch, einen Hamburger, ein Craft Beer, Wein oder Cider genießen oder sich durch die Welt der Biere beraten lassen. Später bei Kaffee und Kuchen auf die lustige Action der Kreuzung vor der Tür schauen. Dann wieder leckere griechische Geselligkeit genießen oder mit Hamburger, Schnitzel & Co. ein tolles Barflair erleben und gleichzeitig in die Hallesche Barnacht entfliehen. Später können sie die ganze Nacht Tanzen und Feiern – und das an 5 Tagen in der Woche. Ob Theateraufführungen, Konzerte oder Firmenparties im Saal, ob Geburtstagsparties, Weihnachtsfeiern, Klassentreffen usw. im VIP-Raum des Flowers 2.0, der Bierkanzlei oder im ODEON oder einer spontan langen Partynacht im Flower-Club – das Haus ist wieder zum Leben erweckt.